Jeder Motocross-Fahrer hat es schon einmal erlebt – das frustrierende Gefühl, wenn man immer wieder in den Kickstarter tritt, der Schweiß rinnt und die Motocross einfach nicht anspringt. Doch bevor man die Hoffnung aufgibt und die Frustration überhand nimmt, sollte man wissen, dass dieses Problem oft eine einfache Ursache hat, die sich in der Regel schnell und unkompliziert beheben lässt.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die möglichen Fehlerquellen, um dir dabei zu helfen, dein Bike wieder zum Laufen zu bringen.
1. Ist der Benzinhahn geöffnet?
Ein wichtiger Fakt, den vor allem unerfahrene Motocross-Anfänger oftmals vernachlässigen, ist die Existenz eines Benzinhahns an ihrem Dirtbike. Dieser kann leicht vergessen werden und führt bei fehlender Beachtung dazu, dass das Bike nicht anspringt. Um dem vorzubeugen, ist es entscheidend, den Benzinhahn vor der Fahrt zu öffnen. Zusätzlich sollte der Choke gezogen und der Kickstarter einige Male betätigt werden, ohne jedoch dabei Gas zu geben. Unter der Bedingung, dass genügend Benzin im Tank vorhanden ist, sollte dein Motocross-Bike wieder in Gang kommen.
2. Ist altes Benzin im Tank?
Wenn deine Motocross längere Zeit in der Garage gestanden hat und nun nicht anspringt, könnte dies daran liegen, dass das Benzin im Tank aufgrund seines Alters unbrauchbar geworden ist. Nach etwa 6 Monaten können sich die entzündlichen Bestandteile des Benzins verflüchtigen, was dazu führt, dass das Bike nicht mehr startet. Nach spätestens 2 Jahren wird das Benzin vollständig unbrauchbar.
In diesem Fall ist es ratsam, das alte Benzin sowohl aus dem Tank als auch aus dem Vergaser abzulassen und frisches Benzin nachzufüllen. Durch diese Maßnahme wird die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Starts deines Motocross-Bikes erhöht.
3. Ist der Choke gezogen?
Bei Dirtbikes mit Vergasern ist es üblich, eine manuelle Starterklappe, den sogenannten Choke, zu verwenden. Der Choke reguliert das Verhältnis von Benzin und Luft und erleichtert so das Starten des Motors.
Es ist empfehlenswert, den Choke beim ersten Start auf der Cross-Strecke, unabhängig von der Außentemperatur, immer zu ziehen, bevor du versuchst, das Motorrad zu starten. Dadurch wird eine größere Menge Benzin zugeführt und der Startvorgang wird erleichtert.
4. Verstopfter Vergaser
Wenn du bei deinem Motocross einen ausreichenden Zündfunken feststellst, aber die Zündkerze auffällig trocken aussieht, könnte dies darauf hindeuten, dass kein Benzin-Luftgemisch in den Brennraum gelangt. Dies tritt normalerweise aufgrund eines verstopften Vergasers oder zugesetzter Düsen im Vergaser auf.
Ein verstopfter Vergaser führt dazu, dass dein Motocross entweder gar nicht oder nur schwer anspringt.
Selbst die Verwendung hochwertiger Luftfilter und regelmäßiger Austausch schützt nicht immer vor kleinen Sandkörnern oder ähnlichen Verunreinigungen, die sich in den feinen Düsenbohrungen des Vergasers festsetzen können. In diesem Fall solltest du den Vergaser ausbauen, zerlegen und gründlich reinigen.
5. Verstopfte Einspritzdüsen
Wenn deine Motocross über eine Einspritzanlage anstelle eines Vergasers verfügt, kann es auch hier vorkommen, dass diese verstopft sind.
Falls dies der Fall ist, empfiehlt es sich, ein spezielles Reinigungsset für die Einspritzdüsen anzuschaffen und es zunächst auszuprobieren. Sollte der Reinigungsversuch erfolglos sein, bleibt nur noch der Gang zu einer Fachwerkstatt, um das Problem zu beheben.
6. Membranblock und Plättchen kontrollieren
Nachdem du den Vergaser abmontiert hast, ist es ratsam, einen genaueren Blick auf den Membranblock und die Membranplättchen zu werfen. Überprüfe zunächst, ob die Dichtung rund um den Membranblock trocken und intakt ist. Zudem solltest du sicherstellen, dass die Membranplättchen nicht ausgefranst oder gebrochen sind und immer noch einen dichten Abschluss gewährleisten.
Um dies zu überprüfen, halte den ausgebauten Membranblock gegen eine Lichtquelle und schaue von der Luftfilterseite aus hinein. Wenn du Licht zwischen den Plättchen hindurchscheinen siehst, ist es ratsam, die Plättchen auszutauschen. Dies gilt natürlich auch dann, wenn die Plättchen gebrochen oder ausgefranst sind.
7. Zündfunken kontrollieren
Gar nicht so selten sind Ausfälle der Zündung oder der Zündkerze selbst, weshalb das Benzin-Luft-Gemisch nicht verbrennen kann und der Motor nicht startet. Teste zunächst, ob es überhaupt einen Zündfunken gibt. Dazu schraubst du die Zündkerze heraus, steckst sie in den Zündkerzenstecker und legst diese dann mit dem Gewinde auf den Zylinder.
Das Gewinde muss in jedem Fall Kontakt zum Zylinder haben! Ist dies der Fall kannst du den Kickstarter langsam nach unten bewegen und schauen ob ein Zündfunke zwischen den Elektroden der Zündkerze überspringt.
Wenn du keinen Zündfunken erkennen kannst, dann ersetze zunächst die Zündkerze. Ist nun ein Funke sichtbar, dann schraube die Zündkerze wieder ein und versuche den Motor zu starten.
Wenn du auch mit einer neuen Zündkerze keinen Funken erkennen kannst, dann arbeite folgende Punkte ab:
- Zündkerzenstecker:
Eine der häufigsten Ursachen für Zündaussetzer ist ein defekter Zündkerzenstecker. Dieser sollte direkt nach der Zündkerze kontrolliert bzw. ausgetauscht werden. - Überprüfe relevante Kabelverbindungen:
Ein korrodierter Stecker oder eine lose Verbindung kann immer eine Ursache für einen fehlenden Zündfunken sein. Überprüfe alle Stecker von der CDI, der Zündspule und der Statorverkabelung auf festen Sitz und eventuelle Korrosion. Korridierte Stecker kannst du einfach mit einer Messing-Drahtbürste wieder auf Vordermann bringen. - Trenne die Stecker vom Kill-Schalter:
Ein defekter Kill-Schalter (Notausschalter) kann aufgrund eines Kurzschlusses oder allgemeinem Verschleiß verhindern, dass der für einen Zündfunken nötige Strom die Zündkerze erreicht. Verfolge dazu einfach die Kabel vom Kill-Schalter bis zu der Stelle wo sie angeschlossen sind und entferne die Kontakte. Wenn der Motor nun startet, ersetze den Killschalter. - Zündspule:
Zündspulen sind im Grunde ein Verschleißteil und können durchaus plötzlich ihren Dienst quittieren. Um sicher zu gehen ob deine Zündaussetzer an einer defekten Zündspule liegen, lässt sich nur mit einem Durchmessen per Multimeter feststellen. Stelle deinen Multimeter auf Ohm-Messung und messe die Spule durch. - CDI-Zündeinheit:
Wenn du bis hierhin alles ausprobiert hast und immer noch kein Zündfunke in Sicht ist, dann kann es im Grunde nur noch an der CDI liegen. In diesem Fall bleibt dir nur das Ersetzen des Bauteils.
8. Auf Undichtigkeiten prüfen
Eine gerissene oder durchgebrannte Dichtung führt dazu, dass zu viel Luft in den Zylinder gelangt. Dies verändert das Verhältnis von Benzin und Luft im Gemisch und kann zu Startproblemen des Motors führen. Überprüfe daher den Bereich am Zylinderkopf und am Zylinderfuß auf ölige oder verrußte Stellen, da dies auf eine defekte Dichtung hinweisen kann.
Wie bereits erwähnt, ist es auch wichtig, die Dichtung am Membranblock und die Schelle zum Vergaser auf einen korrekten Sitz zu überprüfen. Zusätzlich sollte kontrolliert werden, ob die Zündkerze fest genug montiert ist, um zu verhindern, dass zusätzliche Luft in den Brennraum gelangt.
9. Kompression des Zylinders überprüfen
Wenn deine Motocross nicht startet oder schlecht anspringt, kann es sein dass ein Kolbenring gebrochen ist oder sogar ein Loch im Kolben entstanden ist. Um dies rauszufinden gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder du demontierst den Zylinder und siehst nach oder du besorgst dir einen Kompressionstester, mit dem du die Kompression bequem über das Zündkerzenloch kontrollieren kannst.
Die optimalen Soll-Werte findest du im Wartungshandbuch. Aber als grobe Richtlinie kannst du bei einem 125ccm-Motor von 10 bis 14bar ausgehen. Beim 250ccm-Motor von etwa 12 bis 14 bar.
Aber auch wenn die Kolbenringe nicht gebrochen sind, zeigt dir ein Kompressionstest, wann es Zeit für einen Wechsel der Ringe wird. Liegt der Kompressionstest 20 Prozent unter dem vorgeschriebenen Wert, solltest du den Kolben und die Ringe austauschen.
10. Simmerringe der Kurbelwelle kontrollieren
Wenn die Simmerringe an der Kurbelwelle defekt sind, führt dies in der Regel dazu, dass Nebenluft angesaugt wird, was zu erheblichen Startproblemen führen kann.
Auf der Kupplungsseite führt ein defekter Simmerring hauptsächlich zu einem Ölleck. Auf der Zündungsseite führt ein defekter Simmerring jedoch nicht nur zum Ansaugen von Nebenluft, sondern auch zur Verschmutzung der Zündspulen durch Öl. Dies kann zu weiteren Start- und Zündungsproblemen führen. In diesem Fall ist der Austausch der Simmerringe erforderlich, um das Problem zu beheben.
Bonus-Video-Tipps
In einem informativen YouTube-Video teilt Ben Bolland, ein YouTuber und Motorrad-Fan, wertvolle Tipps, um das Problem des Nicht-Anspringens eines Dirtbikes zu lösen. Mit seinem fundierten Wissen und seiner angeeigneter Erfahrung bietet er zusätzliche hilfreiche Hinweise und praktische Tricks, die dir dabei helfen können, dein Bike wieder zum Laufen zu bringen.
Auf seinem Kanal findest du eine Vielzahl von interessanten Technik-Tipps rund um das Thema Motocross bzw. Motorrad, die dir helfen können, Probleme zu beheben und dein Fahrerlebnis zu verbessern. Mit Bens Expertise als Quelle kannst du sicher sein, dass du wertvolle Informationen erhältst, um das Problem mit deinem nicht anspringenden Dirtbike zu lösen:
Fazit
Ein streikendes Dirtbike ist zweifellos der Albtraum eines jeden Motocross-Fahrers, und es scheint fast immer dann zu passieren, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. In solch einer Situation ist es jedoch wichtig, Ruhe zu bewahren und systematisch die möglichen Lösungen zu überprüfen.
Die meisten Probleme lassen sich mit den oben genannten Tipps in den Griff bekommen. Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen selbst unsere besten Bemühungen keine sofortige Lösung bieten. In solchen Fällen bleibt leider nur der Gang zur Fachwerkstatt. Doch dann kannst du zumindest sagen, dass du alles versucht hast, um das Problem zu beheben. Also, bleib ruhig, gib dein Bestes und mit etwas Glück wirst du deinen Motocross wieder zum Laufen bekommen.