Motocross-Schläuche gehören neben Reifen, Bremsbelägen und Motoröl zu den Verschleißteilen an einem Motocross-Bike. Platzt dir ein Schlauch auf der Cross-Strecke oder beim Enduro fahren, dann ist der Ärger groß und die Stimmung im Keller.
Ganz anders verhält es sich, wenn du weißt was zu tun ist und wenn du passendes Werkzeug dabei hast…..und natürlich einen Ersatzschlauch. Diesen solltest du am besten für Vorder- und Hinterrad in doppelter und dreifacher Ausführung immer an Board haben.
Denn es gibt nichts ärgerlicheres, wenn du deinen ganzen Tag danach ausrichtest auf die Strecke zu gehen, meist einen langen Weg auf dich nimmst um zur Strecke zu kommen, Eintritt zahlst, dich umziehst, dein Bike vorbereitest und nach ein paar Runden der Schlauch platzt, du nicht weiterfahren kannst und nur noch der Heimweg eine Option ist.
Ein Schlauchwechsel ist problemlos auf der Strecke machbar und je nachdem welches Werkzeug dir zur Verfügung steht, bist du meist innerhalb einer viertel Stunde wieder Einsatzbereit und kannst wieder auf die Cross-Strecke.
Die folgende Anleitung zeigt dir übersichtlich wie du schnell deinen Motocross-Schlauch wechseln kannst, auch wenn dir keine Reifenmontagemaschine zur Verfügung steht.
Was wird für einen Schlauchwechsel benötigt?
Um den Schlauch an deinem MX-Bike schnell wechseln zu können, benötigst du ein wenig Werkzeug und Equipment:
- Hubständer
- Maulschlüsselsatz
- Steckschlüsselsatz
- 2-3 lange Reifen-Montiereisen
- Luftpumpe
- Luftdruckprüfer (optional)
- Schlauch Vorderrad (21 Zoll)
- Schlauch Hinterrad (Cross: 19 Zoll – Enduro: 18 Zoll)
Anleitung: Schlauch wechseln an einer Motocross oder Enduro
1. Bundschrauben lösen
Platziere dein Motorrad zuächst sicher auf einem Hubständer. Um mit dem Wechseln des Motocross- oder Enduroschlauchs zu beginnen, ist der erste Schritt das Lösen der Bundschrauben an der Gabel. Es befinden sich normalerweise zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite.
2. Steckachse lösen
Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Bundschraube der Steckachse zu lösen. Damit sie nicht durchdreht, sollte man auf der gegenüberliegenden Seite mit dem entsprechenden Ringschlüssel gegenhalten. Durch das gleichzeitige Lösen der Bundschraube und das Halten auf der gegenüberliegenden Seite wird sichergestellt, dass sich die Steckachse problemlos lösen lässt.
3. Steckachsenmutter entfernen
Nachdem die Bundschraube der Steckachse gelöst wurde, kann man nun mit dem Entfernen der Steckachsenmutter fortfahren. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Mutter sicher aufbewahrt wird, da sie für den Wiedereinbau benötigt wird.
4. Steckachse entfernen
Nun kannst du die Steckachse auf der gegenüberliegenden Seite rausziehen. Achte darauf, dass dein Motorrad dabei nach hinten kippen kann, wenn du die Steckachse entfernst, da sich der Schwerpunkt auf dem Hubständer verändert.
5. Vorderrad ausbauen
Nachdem die Steckachse entfernt wurde, ist es nun an der Zeit, das Vorderrad aus der Gabel zu nehmen. Vorsichtig kann das Rad aus der Gabel herausgezogen und beiseitegelegt werden. Achte beim Rausziehen das Rades, dass die Gabel nicht mit der Bremsscheibe zerkratzt.
6. Reifenhalter lösen
Im nächsten Schritt ist es erforderlich, den Reifenhalter mit einem Schraubenschlüssel zu lösen. Falls der Reifenhalter fest sitzt oder Rost angesetzt hat, kann es hilfreich sein, ihn mit WD40 einzusprühen und 20 Minuten einwirken zu lassen, bevor man erneut versucht, ihn zu lösen. Durch die Verwendung von WD40 wird die Schmierung verbessert und die Reibung reduziert, was das Lösen des Reifenhalters erleichtert.
7. Mutter für Reifenhalter nicht ganz abdrehen
Beim weiteren Vorgehen ist es wichtig, die Mutter für den Reifenhalter herauszudrehen, jedoch darauf zu achten, dass sie auf den obersten zwei oder drei Gewindegängen stehen bleibt. Durch das Teilabdrehen der Mutter wird verhindert, dass der Reifenhalter unkontrolliert in den Reifen rutscht, was zu einem unnötigen Aufwand und Unannehmlichkeiten führen kann.
8. Montiereisen ansetzen
Nun ist es an der Zeit, das erste Reifen-Montiereisen neben dem Reifenhalter anzusetzen. Dabei ist es wichtig, behutsam vorzugehen und darauf zu achten, dass die Felge nicht beschädigt wird.
9. Zweites Montiereisen ansetzen
Das zweite Montiereisen musst du nun auf der anderen Seite des Reifenhalters ansetzen. Auch hier vorsichtig sein und die Felge nicht beschädigen!
10. Reifen über das Felgenhorn hebeln
Nun ist es an der Zeit, den Reifen mithilfe beider Montiereisen über das Felgenhorn zu hebeln. Dabei ist es wichtig, den richtigen Abstand zwischen den Montiereisen zu wählen, um den Reifen sicher über das Felgenhorn zu bringen. Achte darauf, dass der Reifen auch noch nach dem Hebeln über dem Felgenhorn bleibt.
Nachdem der erste Teil des Reifens über das Felgenhorn gehoben wurde, kannst du eines der Montiereisen entfernen und ein Stück weiter ansetzen. Auf diese Weise kannst du den Reifen schrittweise und kontrolliert von der Felge hebeln. Es ist wichtig, systematisch vorzugehen und den Reifen Schritt für Schritt zu entfernen, um eine reibungslose Durchführung des Schlauchwechsels zu gewährleisten.
11. Obere Reifenseite hochziehen
Sobald der Reifen mithilfe der Montiereisen abgehebelt wurde, kannst du nun die obere Seite des Reifens mit deinen Händen vorsichtig ein wenig hochziehen. Durch das Hochziehen der oberen Reifenseite erhältst du mehr Spielraum, um den alten Schlauch zu entfernen und den neuen einzusetzen.
12. Schlauch rausziehen
Am besten hebst du mit einer Hand den Reifen von der Felge und greifst mit der zweiten Hand hinein und ziehst den kaputten Schlauch heraus. Vergiß nicht vorher die Ventilmutter abzudrehen!
13. Neuen Schlauch in den Reifen drücken
Nun ist es an der Zeit, den neuen Schlauch vorsichtig in den Reifen zu drücken. Währenddessen ist es ratsam, mit der anderen Hand den Reifen leicht hochzuhalten, um den Prozess zu erleichtern. Sei dabei behutsam und achte darauf, den Schlauch nicht zu beschädigen.
14. Auf geraden Ventilsitz achten!
Achte dabei besonders darauf, das du das Ventil absolut gerade in der Ventilbohrung der Felge stehen hast, damit sich das Ventil später während der Fahrt nicht verdreht und abreisst.
Damit dir das Ventil nicht im Reifen verschwindet, drehe auch vorher die Ventilmutter drauf.
15. Etwas Luft aufpumpen
Es macht Sinn vor dem aufhebeln des Reifens etwas Luft in den Schlauch zu pumpen. Auf diese Weise sinkt die Wahrscheinlichkeit den Schlauch beim montieren einzuquetschen und zu beschädigen.
16. Sitz des Schlauches kontrollieren
Bevor du weitermachst, kontrolliere den Sitz des Schlauches einmal rundherum. Nicht das er sich verdreht oder verklemmt hat.
17. Reifen auf die Felge hebeln
Beginne am Reifenhalter und drücke den Reifen mit dem Fuß etwas hinunter. Setze beide Reifen-Montiereisen links und rechts vom Reifenhalter an und beginne den Reifen in eine Richtung aufzuhebeln.
18. Achte immer auf den Schlauch!
Sei dabei nun besonders vorsichtig und schaue lieber zweimal hin. Die Gefahr den Schlauch mit den Eisen einzuquetschen und zu beschädigen ist recht groß je nachdem wie hart und widerspenstig der Reifen ist.
19. Luft aufpumpen
Hast du den Reifen nun komplett aufgezogen, pumpe den ihn auf ca. 2bar auf, damit sich der Reifen besser setzen kann. Anschließend lässt du die Luft wieder auf ca. 1bar ab.
20. Kontrolliere nochmal den Ventilsitz!
Kontrolliere den Sitz des Ventils. Das Ventil muss absolut gerade in der Ventilbohrung der Felge sitzen.
Ist dies der Fall, hast du alles richtig gemacht. Schraube nun die Ventilkappe auf und anschließend die Ventilmutter gegen die Kappe.
Bloß nicht die Mutter fest gegen die Felge schrauben. Ansonsten droht ein Ventilabriss!
21. Reifenhalter anziehen
Ziehe den Reifenhalter nun absolut fest an. Ist der Reifenhalter nicht fest genug angezogen, verdreht sich der Reifen beim Beschleunigen oder Abbremsen und auch hier droht ein Ventilabriss!
22. Komplettes Rad einbauen
Setze nun wieder das fertig montierte Rad in die Gabel ein. Achte auch hier wieder darauf, die Gabelholme nicht mit der Bresscheibe zu zerkratzen.
23. Steckachse einsetzen
Säubere Distanzbuchsen und Lagerdistanzhülse in der Radnabe und fette diese ein wenig. Anschließend kannst du die Steckachse wieder einsetzen.
24. Bundschraube der Steckachse anziehen
Achte auch bei der Bundschraube auf Sauberkeit und schraube diese nun mit dem entsprechenden Drehmoment an.
25. Gabelbundschrauben anziehen
Nimm dein Motorrad nun vom Hubständer und Feder die Gabel einige Male ordentlich durch, damit sich die Gabelholme ausrichten und nicht verspannen.
Jetzt kannst du die Gabelbundschrauben mit dem entsprechenden Drehmoment anziehen.
26. Fertig
Wenn nichts wackelt, alles fest ist, die Luft drin bleibt und auch sonst alles passt, hast du alles richtig gemacht und kannst nun endlich wieder enspannt etwas im Dreck spielen 😉
Welche Unterschiede gibt es zwischen normalen Motocross-Schläuchen und Heavy-Duty-Schläuchen?
Motocross-Schläuche bestehen in der Regel aus Naturkautschuk, der aufgrund seiner Robustheit und hohen Sicherheitseigenschaften geschätzt wird. Allerdings sind sie anfällig für Beschädigungen durch spitze Gegenstände, hohe Temperaturen oder Druckverluste.
Um dem entgegenzuwirken gibt es Heavy-Duty-Schläuche, welche dicker und widerstandsfähiger als normale Schläuche sind und somit einen besseren Schutz vor Reifenpannen bieten. Diese sind speziell für harte und steinige Untergründe geeignet, bei denen normale Schläuche schnell durchstochen werden können.
Jedoch gibt es auch Nachteile zu beachten, wie zum Beispiel ein höheres Gewicht, eine geringere Flexibilität und eine höhere Reibung, welche zu einer erhöhten Wärmeentwicklung führen kann. Abgesehen davon sind sie teurer als herkömmliche Schläuche.
Fazit
Wenn man sich gerne mit dem Motocross- oder Enduro-Bike auf Tour begibt, sollte man bedenken, dass ein geplatzter Schlauch die Fahrsicherheit und den Fahrspaß erheblich beeinträchtigen kann. Um dieses Problem schnell und einfach zu lösen, empfiehlt es sich, immer ein paar Ersatzschläuche, passendes Werkzeug und etwas Geschick dabei zu haben.
Für manche mag der Schlauchwechsel unterwegs eine Herausforderung darstellen, aber mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung und ein wenig Übung kann man diese Aufgabe auch ohne spezielles Reifenmontiergerät meistern. Es ist jedoch wichtig, die Felge und den Schlauch nicht zu beschädigen. Durch sorgfältiges Lösen des Reifenhalters und Entfernen des beschädigten Schlauchs kann man sicherstellen, dass der Wechsel reibungslos und effizient verläuft.
Beim Aufziehen des neuen Schlauchs ist es entscheidend, den Reifenhalter richtig zu handhaben, um Schäden am Schlauch zu vermeiden. Mit einem Montierhebel oder auch mit den Händen kann der Reifen behutsam auf die Felge gebracht werden. Dabei sollte man darauf achten, dass der Schlauch nicht eingeklemmt wird und das Ventil korrekt positioniert ist, um später ein problemloses Aufpumpen zu ermöglichen.
Nach dem Schlauchwechsel ist es wichtig, den Reifendruck zu prüfen und sicherzustellen, dass das Rad ordnungsgemäß wieder eingebaut ist. Eine genaue Inspektion der Radausrichtung und das Festziehen aller Schrauben gewährleisten eine sichere Fahrt. Indem man sich auf solche Situationen vorbereitet und die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwirbt, kann man seinen Motocross- oder Enduro-Ausflug ohne große Unterbrechung fortsetzen.